>>>Virtual Galopp

Ausgabe 99
vom 27.08.2006
Herausgeber: www.virtual-galopp.de
Redaktion: Conny, Sagittaria, Lye, Stella
Auflage: 711

Bunte VG-Welt

Serie

Filou

Teil I

Bild: Conny

Ja, dann erzähle ich mal von Filou, dem neuen, total süßem Schulpferd bei uns am Hof. Filou kam vor ca. 4 Wochen bei uns in den Stall. Er ist ein großer Fuchs, Stockmaß bestimmt an die 1,70 m., Gewichtsträger halt. Die letzten Wochen musste Filou nicht viel tun, er übte lediglich mit einer "Großen" aus unserem Stall für ein Abzeichen. Jetzt, wo das Abzeichen bestanden ist, wird er Schulpferd. Ich hatte das Vergnügen und durfte ihn als Schulpferd einweihen, sprich: Ausritt mit der Reitstunde. Filou ist echt ein super Lieber und super Süßer! Ich mag ihn gerne, aber mein Pflegepony ist immer noch das BESTE! Ja, ich darf den Herrn Filou mit der hängenden Unterlippe jetzt des Öfteren reiten, erst vor ein paar Tagen bin ich ihn ausgeritten. Er ist ein super Lieber, aber irgendwie ein bisschen trotteliger "Esel"!

Ja, mehr gibt´s bis jetzt noch nicht zu erzählen, mal sehen, was noch so bis zur nächsten Woche passiert!

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Gedichte

Ohne Widerspruch!

Ich laufe auf die Wiese und bleibe ein paar Meter vor dir stehen und sehe dich an. Dein glänzendes Fell. Deine lange Mähne. Deinen maskulinen Körper. Deinen schönen Schweif und deinen kräftigen Hals. Du hebst den Kopf, und siehst mich mit deine leuchtenden Augen an. Du läufst auf mich zu - ohne Widerspruch.

Ich sattle dich und du duldest mich artig auf deinem Rücken, Tag für Tag - ohne Widerspruch.

Du tust das was ich von dir verlange - ohne Widerspruch.

Ich reite mit dir über Wiesen und Felder. Deine Mähne weht im Wind. Ich höre jeden deiner Huftritte. Jeden deiner Atemzüge. Du schnaubst im Takt und wir scheinen zu fliegen. Dein Fell glitzert in der Sonne. Du läufst und läufst - ohne Widerspruch.

Ich bring dich wieder auf die Wiese. Gebe dir ein Leckerli und sage dir Aufwidersehen. Du schaust mich an. Ich gebe dir noch ein Leckerli. Doch du stehst immer noch bei mir und ich weiß wir sind Freunde - ohne Widerspruch!!!!

Bild: Conny

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Helferlein

Liebe Briefkastentante!
Ich habe hier einen blöden Gruppe I - Gaul herumstehen, der scheint irgendeinen Komplex zu haben. Pushed again heißt er und hier kannst Du den ansehen: Link Er ist dieses Jahr nun schon das 4. Mal nur Zweiter geworden und jedes Mal war das selbe Pferd vor ihm: Ramirez vom Gestüt Maryland. :-( Ich habe schon alles versucht: Belohnung, Strafe, mehr Training, weniger Training, anderer Jockey. Ich habe auch schon Ramirez manipuliert und ihm die Beine zusammengebunden oder ihm Rhizinusöl in den Hafer getan - nichts hilft!!! Was soll ich tun? Mein Gaul scheint da ja offensichtlich einen Komplex zu haben, um nicht zu sagen, dass er eine ausgeprägte Vollmeise hat.

Bitte um Hilfe!
Dein Fan
Karlchen*

Liebes Karlchen,
erstmal kann ich dich beruhigen, dein Pferd hat nicht mehr Komplexe als andere Pferde auch. Pushed again mag Ramirez einfach. Er ist verliebt und läuft ihm deshalb nach. Wenn Ramirez nicht mit startet, wird Pushed again wirklich schlecht platziert. Nur durch die Liebe zu Ramirez wird Pushed again zu Höchstleistungen angetrieben und schafft immerhin einen zweiten Platz, wenn sein Auserwählter mit von der Partie ist. Blöd ist natürlich, dass die Leistung von Pushed again ganz klar von Ramirez abhängt. Deshalb würde ich dir raten, Ramirez keine Steine in den Weg zu legen, sondern ihn zu unterstützen. Nur wenn Ramirez erfolgreich ist, kann auch Pushed again erfolgreich sein. Zwar immer eine Nuance schlechter, aber das ist doch besser als gar nichts.
Dein Helferlein-Team

*Name von der Redakton geändert ;)

Weitere Probleme für das Helferlein kannst du per PN an Stella schicken! oder als IGNachricht an: Stella!
Einschicken ist auch per Leserbrief möglich (bitte deutlich kennzeichnen!)

Rezepte

Semmelknödel

Hier ein Familienrezept, das bei uns seit Generationen weitergegeben wird:

Zutaten:
2 Brötchen oder einige Scheiben Toast- bzw. Weißbrot, 2 Tassen Mehl, 2 Tassen Milch, 2 Eier, bisschen Salz, bisschen frische Muskatnuss, Margarine

Brötchen (oder Brot) in Würfel schneiden, salzen und mit Mehl und Milch verrühren. Das Gelbe vom Ei dazu geben, das Eiweiß steif schlagen und ebenfalls unter die Masse rühren. Das ganze mit Muskat würzen.

In welcher Reihenfolge Brot, Milch und Mehl verrührt werden, darüber streiten sich die Geister. Ich vermische immer erst die Brotwürfel trocken mit dem Mehl. Hier in Franken ist es aber bei Knödeln üblich, die Brotwürfel erst in Milch "einzuweichen", um dann eine Stunde später erst das Mehl dazu zu geben. Welche Variante man wählt, ist Geschmackssache. Der Teig bekommt jeweils eine andere Konsistenz und ich finde, die Knödel schmecken dann auch anders.

Wenn der Teig fertig angerührt ist, feuerfeste Gläser oder Keramikbecher mit der Margarine einfetten und mit Teig füllen. Für die Menge werden etwa 5-6 Gläser benötigt. Die Gläser nicht bis zum Rand füllen, da der Teig fast doppelt so hoch wird beim Aufgehen, wenn man alles richtig gemacht hat.

Etwas Wasser in einen großen Topf geben und die Gläser hineinstellen. Das Wasser sollte nicht höher stehen als die halbe Größe der Gläser. Außerdem sollte das Wasser kalt/lauwarm sein. Wenn es von Vornherein zu heißt ist, kann es passieren, dass die Gläser platzen.

Deckel drauf und das ganze langsam zum kochen bringen. Dann je nach Füllhöhe der Gläser 25 bis 30 Minuten kochen lassen. Immer mit geschlossenem Deckel, damit der Dampf im Topf bleibt.

Danach mit einem Messerrücken die Knödel vom Rand der Gläser lösen (je besser die Gläser eingefettet waren, desto leichter gehts nun) und auf die Teller "schütten". Fertig.

Es gibt auch eine Mikrowellen-Variante der Knödel. Das wird aber nicht so fluffig wie im Dampf, ist sehr von der Leistung der Mikrowelle abhängig und erfordert für jedes Gerät eine ziemlich lange Experimentierzeit bis man es irgendwann mal richtig hinkriegt. Deshalb möchte ich hier nicht weiter drauf eingehen.

Was man aber machen kann, weil es wirklich extrem lecker ist: Wenn mittags Knödel übrig sind, dann in den Kühlschrank damit. Abends die Knödel in zentimeterdicke Scheiben schneiden und in Margarine kurz kräftig anbraten. Mit Öl gehts auch, schmeckt aber nicht so gut.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Leute von diesen Knödeln begeistert waren, die eigentlich garkeine Knödel und Klöße mochten. Wahrscheinlich liegt es daran, daß sie nicht in Wasser gekocht werden und deshalb nicht so aufgedunsen und glibschig sind wie andere Knödel, sondern eben luftig.

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Impressionen

Bild: Pixelquelle

Liebe

Was bedeutet Liebe?

Dr. Phil. Psych. TSW schreibt zu diesem Thema folgendes,
und umreisst dabei auch noch Verliebtheit, Liebe...und co.

Liebe ist eine Leidenschaft, die Leiden schafft!

Liebe ist ein Gefühlschaos, das in meinen Augen auf die Degeneration des Homo Sapiens sapiens zurück zu führen ist. Ein "Fehler im Programm" sozusagen, ein Programmkonflikt.

Kein anderes Säugetier wird so von ihr so erfasst, wie der Mensch! Paarung ist in der Tierwelt Zweck gebunden, ebenso wie die Treue mancher Tiere (Pinguine, Tauben etc..)

Nur der Mensch schmeißt (s)ein "Drama" um die Liebe: Ist der Mensch verliebt, sausen ihm wehrlose, bunte Schmetterlinge durch den Bauch, Hormone verwischen die Wahrnehmung, man mag nimmer essen, und denkt nur noch an das geliebte Subjekt, und alles ist ja "ach so schön!", selbst wenn es wochenlang nur regnet, das Konto überzogen, Kühlschrank und der Tank leer, dafür aber der Briefkasten voller unbezahlter Rechnungen ist.

Bild: Pixelquelle

Es ist ja auch wunderschön, das Gefühl da, das letztendlich lediglich ein Hormoncocktail ist, aber dennoch ist es um so grausamer, wenn man "entliebt" ist. Man mag dann auch nimmer essen, oder erst recht, und alles ist düster und grau - obwohl die Sonne scheint, es tut "weh", obwohl man gesund ist, und keine Schmerzen hat. Liebe ist ein wunderbarer Zustand, und eine Katastrophe zugleich.

Männer und Frauen passen oft schlichtweg nicht zusammen, manche flüchten unbewußt ins Homo-Dasein, wieder andere nehmen sich nach einer "Enttäuschung" sogar das Leben, was mir zeigt, dass sie nicht mal die Bedeutung des Wortes ENT-täuschung verstehen:
Dieses Wort sagt doch eigentlich nichts anderes aus, als dass man enttäuscht ist, also "nicht mehr getäuscht" wird, und vorher einer Täuschung aufgesessen war. Nur mit diesem plötzlichen klar sehen kommen viele Menschen eben nicht zurecht, und nehmen (vielleicht durch den Hormoncocktailentzug?) das Positive an dem Wort "Enttäuschung" nicht mehr wahr. Der eine stürzt sich von der Brücke, der andere geht mit genau dem selben Gefühl völlig anders um, und stürzt sich Hals über Kopf in eine Affaire, oder geht ins Kloster. Und warum? Weil diese Empfindungsfähigkeit für dieses sagenumwobene Wort LIEBE möglicherweise noch in der evolutionären Betaphase steckt? Ich weiß es nicht.

Richtige Liebe gibt es meiner Meinung nach nur zwischen Mutter und Kind. Und sogar da ticken manche Menschen nicht ganz richtig.

Ich empfinde Liebe als eine warme Zuneigung. Egal ob sie zu einem Menschen oder gegenüber einem Tier ist.

Wirkliche Liebe bedeutet für mich unegoistisch das andere Wesen uneingeschränkt zu akzeptieren, und möglicherweise sogar los zu lassen, weil man erkennt, dass ein Miteinander aufgrund verschiedenster Tatsachen eben nicht funktioniert. Liebe heißt für mich, ein positives Gefühl, auch gegenüber der möglichen Unlebbarkeit eines gemeinsamen Lebens. Liebe ist 100% Verstehen, Sicherheit, Geborgenheit.

Das meiste, was Menschen meiner Meinung nach mit Liebe verwechseln, ist der Besitzanspruch an den "geliebten" Menschen. Dieses ausschließliche "Habenwollen", nicht teilen können, und am besten auch noch verändern wollen. Es ist doch enttäuschend genug, wenn einem wirklich "was vor" gemacht wird-warum versuchen so viele Menschen andere zu verändern, noch dazu ohne DAS zu ändern, was sie ändern könnten und dürften-nämlich sich selber?

Ich quäle euch noch ein wenig mit meinen Philosophien, die euch vielleicht ein wenig zum Nachdenken inspirieren:
Liebe ist ein genauso wenig erklärbares Wort wie Glauben. Und ich bin sicher und überzeugt davon, dass die Antwort für eine Definition dieser Worte tief in einem selber sitzt, und manchmal langwierig und schmerzhaft erfahren werden muss. Vor diesem Schmerz verwehren sich viele Menschen, und bezeichnen "Zustände" als Liebe, die sich eigentlich sich nur schön reden. Da sagt zB. eine Ehefrau nach einem herausgekommenen Seitensprung des Ehegatten doch nicht selten glatt:

"Aber Schatz, warum tust Du mir das an-ich liebe Dich doch!"

Er sagt:
"Ich Dich doch auch, das Ganze hatte wirklich nichts mit Dir zu tun!"

STOPP! Lest und versteht die Sätze! Nochmal, mit der Interpretation des Dr. Psych. TSW:

Sie winselt oder schreit:

"Aber Schatz, warum tust Du mir das an-ich liebe Dich doch!" (Kann ja sein-was tut das zur Sache? Ist das nicht irgendwo Egoismus? Ja-ist es: Sie liebt ihn, und er tut ihr weh, in dem er so ist wie er ist. Und, Nein, sie liebt ihn nicht. Nicht so, wie er ist!) )

Er sagt (am besten noch unter Tränen):

"Ich liebe Dich doch auch, das Ganze hatte wirklich nichts mit Dir zu tun!"(Stimmt auch, denn schließlich war ja eine Andere dabei.)

Im Idealfall stellt Liebe die 100%ige Symbiose zweier Menschen dar. Die Wahrscheinlickeit diesen Menschen zu finden, liegt bei über 1:60000000 oder so ;-). Und um ins mysteriöse zu gehen: Vielleicht nicht mal in diesem Leben, falls es mehrere gibt.

Dazu kommt die vielfältige Population der menschlichen Rasse. Es gibt keine klare Regelung in Sachen Paarungsverhalten, im Gegensatz zur Tierwelt: Der Pinguin ist treu, und das völlig emotionslos, der Hengst in der Stutenherde ist untreu- ebenfalls ziemlich emotionslos.

Und so kommt es immer wieder zu "Missverständnissen" in Sachen Liebe. Der eine Mensch trägt von mir aus "Pinguingene" in sich, der andere "Hengstgene". Und weil es irgendwann mal eine Völkerwanderung gab, vermischte sich die eine Sorte mit der anderen, und heute weiß keiner mehr, was eigentlich "normal" ist.

Bild: Pixelquelle

Liebe ist letztendlich nur ein Wort, nichts anderes. Eine Erfindung des Menschen, eine unausgereifte Empfindung des ursprünglich der Arterhaltung dienlichen Rituals, dass sehr unterschiedlich in der Rasse Mensch ausgeführt wird, und noch dazu meist wenig ausschließlich zweckgebunden.

Wie oft sieht man Pärchen, die optisch hinten und vorne nicht zusammen passen? Die grausamsten Weiber haben die geilsten Typen, und genauso haben die schrecklichsten Kerle manchmal absolut schöne Frauen. Kleine fette Männchen haben grazile, hochgewachsene, wunderschöne Bräute an ihrer Seite, und so ein laufender Meter von Frau, auch Standgebläse genannt, kann ihrem 203cm großen Baketballspieler nicht nur die Schuhe im stehen binden.

Da kommt halt der Instinkt durch, man versucht ja eigentlich nur einen akzeptablen Nachwuchs zur Arterhaltung zu produzieren. Doch wem ist das schon bewusst, nachdem so viel Eigentliches und Ursprüngliches weg degeneriert ist?

Ich finde Liebe ist genauso schwer zu erklären, wie einem Makakkaaffen das Schälen von Süßkartoffeln abzugewöhnen. (Ja, lacht nur- sie tun das, einfach so!)

Zur weiteren Vertiefung: Definiert mal Seele: Als Kind dachte ich immer, dass das irgendein Organ sein muß, so in etwa zwischen Leber und Milz^^.

Ich wünsche euch viel Glück in der Liebe, wenig Leid, und dass sie jeder es eines Tages für sich definieren und finden wird. Fangt an euch selbst zu lieben, und nicht Liebe als ein egoistisches Gefühl auszuleben. Liebe ist das Größte was man bekommen und geben kann, wenn man nur endlich wüsste, was Liebe eigentlich ist.....

Greetz, TSW

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Aus dem Leben

Ein gemütlicher Abend zu zweit

Wer Kinder hat, kennt das sicher. Kinder nehmen einen Großteil unserer Freizeit ein, sie fragen nicht danach, sie nehmen sie sich einfach. Und wenn ich ehrlich sein soll, ist der Großteil eher größer als ein Großteil. Ist ja auch richtig so. Soll ja so sein. Die wirkliche Freizeit beginnt dann eben, wenn das einzige Kind im Bett ist, was bei uns normalerweise so zwischen 6 und 7 Uhr abends sein sollte. Also werden "gemeinsame häusliche Aktivitäten", die wirklich selten genug vorkommen, auf diese Uhrzeit gelegt. Wie zum Beispiel ein gemütlicher Abend zu zweit. Was bietet sich eher an, als den Pfingstmontag als Feiertag für ein prächtiges Abendessen zu nutzen? Ein Abendessen mit allem drum und dran, ein "Spießeressen", wie der Mann im Haushalt zu sagen pflegt, dessen Idee das ganze übrigens war.
Papa kocht für Mama, das klingt doch super, fast wie im Film. Pech nur für Mama, daß sie sich genau einen Tag vorher eine ordentliche Grippe zugezogen hat. Da Papa nun den ganzen Nachmittag in der Küche steht, darf sie dem 1 1/4 jährigen Sohnemann hinterherrennen. Aber das stört sie nicht, darin hat sie Übung. Sehr viel sogar, was sich an schlechten Tagen positiv bemerkbar macht.
Punkt 6 fang ich also an, das Abendprogramm abzuspulen. Ich muß dazu sagen, Sohnemann ist ein ausgesprochener Milchbubi, was von Mama und Papa gnadenlos ausgenutzt wird. Jeder Zahnarzt unter euch wird uns gleich mit dem Bohrer drohen, und ich geb ja zu, so ganz ohne Gewissensbisse gehts auch bei mir nicht. Aber seien wir mal ehrlich, wer hat schon die Musterfamilie, in der alles glatt läuft? Wir jedenfalls nicht, und deshalb beginnt das Abendprogramm bei uns mit dem Zähneputzen. Danach gibts eine frische Windel, einen Schlafanzug und als krönender Abschluß eine lecker Milch. Die ist zwar nicht immer der Abschluß, aber doch sehr oft schläft Sohnemann einfach ein beim Trinken, was uns Eltern ewiges Schlafliedsingen erspart. Nur heute nicht. Klar, wir haben ja auch was vor, da liegt was in der Luft, da kann man nicht so einfach einschlafen. Also muß doch ein Schlaflied her. Und dann noch eins. Und noch eins. Und... wieviele waren es jetzt eigentlich? Egal, Sohnemann steht im Bett und lacht mich fröhlich an.
Also versuche ich es mit einem energischen "Leg dich hin", was widerspruchslos in die Tat umgesetzt wird. Nach dem Gute-Nacht-Kuß geh ich auch brav aus dem Zimmer, wie es ja von diversen Erziehungs-Beratern empfohlen wird. Danach ist Ruhe.

Ein Lunschen durch den Türspalt offenbart mir dann auch, warum es so still ist. Der Nachwuchs sitzt im Bett und spielt mit seinem Teddy. Irgendwie scheint das aber gerade langweilig geworden zu sein, denn er wirft Teddy, Kopfkissen und Decke aus dem Bett und möchte hinterher hopsen. Das schafft er nicht und fängt an um Hilfe zu kreischen. Ich denk, na müde sieht das nicht gerade aus und will ihn aus dem Bett holen.
Da kommt Papa aufs Spielfeld, und fängt an, tierisch mit seinem Sohnemann im Schlafzimmer herum zu toben. Erstmal kommt mir das seltsam vor, ich sag aber nichts, denn Frau muß ja die Männer auch mal machen lassen. Ich begnüg mich derweil damit, den Braten im Ofen mit Soße zu begießen. Irgendwann kommt Papa aus dem Schlafzimmer mit dem Spruch "Also beim Mittagsschlaf funktioniert das immer". Diesmal hat es anscheinend nicht funktioniert, denn ich höre unsern Sohn aus dem Schlafzimmer rufen.
Als nächstes versuch ichs mit "In-den-Schlaf-schuckeln". Das hat bisher ziemlich oft, ziemlich schnell funktioniert. Nach einer halben Stunde geb ichs auf. 12 Kilo sind einfach zu viel für meine angeschlagene Gesundheit. Inzwischen ist es schon 8 Uhr und ich habe auch irgendwie gar keine richtige Lust mehr auf ein Spießeressen. Das war jetzt so anstrengend, daß ich gleich selber ins Bett fallen könnte. Aber ich halte den Mund, will ja niemanden enttäuschen. Nur eins will ich jetzt wirklich: daß Sohnemann endlich schläft.
Also zieh ich ihm Jogginghose und Jacke über den Schlafanzug, setz ihn in den Buggy und spaziere los. Offenbar ist spazieren zu langsam, denn der Nachwuchs steigt auf der nächstbesten Wiese einfach aus dem Buggy und rennt in ein Gebüsch. Na super. Abends viertel neun noch Verstecken spielen. Manchmal denk ich, was mögen die Leute wohl denken, wenn sie uns sehen. Aber nur ganz selten. Ich schnapp mir den Kleinen und setz ihn in den Buggy zurück. Danach gehts mit einem Affen-Tempo durch den Park. Ahja, das paßt ihm schon eher. Aber heute ist wirklich alles sooo interessant, und wenn es nur ein über uns fliegender Vogel ist, da muß echt jede Mutter verstehen, daß dabei niemand einschlafen kann.
Um 9 Uhr stehen wir wieder vor der Haustür. Nichts. Eine Stunde mit dem Buggy durch die Gegend hasten und nichts passiert. Irgendwie ist mir übel. Waren da nicht noch Tabletten von der letzten Erkältung übrig? Schau ich dann gleich mal.

Wir kommen in die Wohnung, und es scheint alles so still. Auf dem Eßtisch stehen leere Teller, Weingläser, lederner Tischschmuck und Gemüse darauf. Wie auf Kommando stürzt Sohnemann hin, erklimmt die Sitzbank und greift nach den Weingläsern. Ich konnte sie retten. Nur zwei Tomaten konnte ich nicht retten, er begeistert sich nunmal so für "Bälle".
Als der Tisch fertig abgeräumt war, finde ich Papa im Schlafzimmer. Schlafend, wie sonst? Na gut, denk ich, machen wir eben jetzt den gemütlichen Abend zu zweit. Ich machs mir im einzigen Sessel, der sonst immer von Hund oder Herrchen belegt wird, bequem und starre in den Fernseher. Der Kleine macht sichs ebenfalls bequem - in seiner Spielecke. Irgendwann geht er in die Küche und kegelt die erbeuteten Tomaten gegen Papas leere Bierflaschen. Auch gut. Mich stört heute nichts mehr. Wirklich nicht.
Nachdem ich mehrmals als Kegelaufsteller herhalten mußte (das Fernsehprogramm hat mich sowieso nicht interessiert - wie immer), kommt Sohnemann gegen halb elf zur Ruhe. Noch einen letzten Schluck trinken, und dabei schläft er auf meinem Arm ein. Ich steh auf und will ihn in sein Bett legen. Und gerade als er das Laken seines Bettes berührt, würgt er und... kotzt alles voll. Ich bin bedient. Und Sohnemann erst. Nach Kind beruhigen, umziehen und Bettzeug entsorgen beschließe ich, daß Sohnemann heute mal bei Papa und Mama schlafen darf. Ich leg ihn kurzer Hand zu Papa, wo er auch gleich einschläft.

Jetzt sitze ich in dem superbequemen Sessel, kränkel vor mich hin und überlege, war da nicht noch was? Als erstes fällt mir die Tablette ein. Aber ich geh sowieso gleich ins Bett. Beim Schlafen merk ich nichts, da brauch ich auch keine Tablette mehr. Nein, es muß noch irgendwas anderes gewesen sein. Achja, das Essen. Ich könnte ja noch schnell einen Blick auf den immer noch unangeschnittenen Braten werfen. Nein, ich laß es. Ich schneide mir eine Tomate auf und ein paar Scheiben Gurken dazu. Soll der Koch morgen persönlich seinen Braten anschneiden.

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